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Wie die Achtsamkeitsmethode in Angstsituationen hilft

Vor kurzem verbrachte ich vier schöne Wochen in meiner Heimat, England. Unter anderem war ich drei Tage lang gemeinsam mit einer lieben Freundin auf der abgelegenen Schottischen Insel Rum (Einwohnerzahl: 22!) zu Fuß unterwegs. Wir fuhren mit der kleinen Personenfähre vom Festland rüber und von dort wanderten wir mehrere Stunden mit schwer beladenen Rucksäcken zu einer einsamen, unbeaufsichtigten Steinhütte, die in dieser Einöde für Übernachtungen zur freien Verfügung steht.

 

Um vom Wanderweg zur Hütte zu gelangen musste man einen Fluss überqueren. Einst hat es eine kleine Brücke gegeben, die ist aber dem unbarmherzigen Wetter längst zur Opfer gefallen und nie nachgebaut worden. Also am Tag unserer Ankunft haben wir einfach eine Stelle ausgesucht, wo die Strömung nicht so schnell war, unsere Schuhe ausgezogen und sind vorsichtig herüberspaziert. Kein Problem! Aber am Tag unser Abreise sah die Lage ganz anders aus. In der Nacht hatte es so stark geregnet, dass der Wasserpegel nun bis zur Taillenhöhe aufkam und die Strömung sich auch entsprechend beschleunigt hatte, und das nur ein paar Meter vom tobenden Meer entfernt!

 

Wir hatten beide nun richtig Angst, diesen gefährlichen Fluss zu überqueren. Wir suchten auf der Landkarte nach einer alternativen Route, aber vergebens. Unsere Lebensmittelvorräte hätten sich für eine Verlängerung des Aufenthalts auch nicht ausgereicht. Also den Fluss musste einfach überquert werden.

 

Ich wusste, dass die Überquerung, meine ganze Konzentration verlangen würde, nicht nur weil die Steine am Flussboden mit Moos bedeckt waren und daher besonders rutschig. Ich stand also zitternd vor Angst am Ufer und bereitete mich mit der folgenden kleinen Achtsamkeitsübung vor:

 

3-Minute-Übung für die Angstüberwindung

 

Schritt 1: Schliesse die Augen, registriere deine Angst und konzentrieren dich darauf, was die Angst mit deinem Körper macht, nehme die Empfindungen deines Körpers einfach war, ohne sie zu beurteilen oder wegzuschieben (1 Minute).

 

Schritt 2: Richte deine Aufmerksamkeit nun auf deinen Atem, spüre wie er rein- und rausfliesst. Nehme ihn einfach wahr, ohne ihn ändern zu wollen (1 Minute).

 

Schritt 3: Nehme jetzt deinen Körper in seiner Ganzheit wahr, wie du dort stehst oder sitzt, die Kontaktpunkte zwischen deinem Körper und dem Boden oder Sessel. Dann nehme die Geräusche im Raum wahr und öffne langsame die Augen wieder (1 Minute).

 

Und nun zurück zur Geschichte… Es funktionierte! – nie in meinem Leben habe ich so viel Angst um mein Leben gehabt. Aber gleich danach war ich nicht nur stolz auf mich und zutiefst dankbar für diese kleine Achtsamkeitsübung... da spürte ich noch was anderes. Ein Kribbeln im ganzen Körper! Als konnte ich die Lebensenergie in jeder Zelle spüren! Nie in meinem Leben habe ich mich so lebendig gefühlt. :-)

 

Übrigens, die obige Übung funktioniert genauso gut in fast allen stressigen oder unangenehmen Situationen. Bei Schritt 1 brauchst einfach die jeweilige unangenehme Emotion, die dich gerade zu schaffen macht - und vor allem, wie sie sich im Körper anfühlt - wahrzunehmen.

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